Die Würze des Waldes umfängt die Besucher schon beim ersten Schritt auf den Holzsteg. Ein tiefer Atemzug wischt den Alltagslärm fort wie Krümel auf dem Küchentisch. Er macht Platz, die kleinen Wunder unserer Welt zu genießen: Vogelgezwitscher, das Rauschen der Blätter, vielleicht das Tock-Tock-Tock eines Buntspechts.
Naturgenuss auch mit Rollstuhl und Buggy
Auf dem Baumwipfelpfad wird die Natur für jeden zum Genuss. Barrierearm ist er auch für Rollstuhlfahrer oder Familien mit Kinderwägen gut zu meistern. Sanft windet der Holzsteg sich durch den Wald, hinauf zu den Baumwipfeln und darüber hinweg.
Die Geheimnisse des Waldes begreifen
Unterwegs lüften Lerntafeln die Geheimnisse des Waldes. Station für Station setzt sich das Bild über das Netzwerk Wald mit seinen Bewohnern, Pflanzen, Baumarten und ihrer ausgeklügelten Wohngemeinschaft zusammen. Balkone mit Kletterbalken und Hängebrücken sorgen für Herzklopfen. Große und kleine Abenteurer sind hier gesichert – genießen aber den vollen Höhenrausch dank freiem Blick in die Tiefe.
Über den Wipfeln thronen: 5x in Deutschland
Schritt für Schritt geht es über eine sanft nach oben führende Rampe auf den Aussichtsturm und hoch über das Waldmeer. Im Bayerischen Wald legt sich Deutschlands ältester Nationalpark zu Füßen, mit seinen Hausbergen Rachel und Lusen, den Bayerwald-Tausendern und bei klarem Blick bis in die Alpen. Im Schwarzwald lichten sich die Bäume zum Enztal hin mit dem Thermen-Städtchen Bad Wildbad, am Horizont das Kraichgau, der Stuttgarter Fernsehturm und die Schwäbische Alb.
An der Saarschleife windet sich das Wahrzeichen des Saarlands, die Flussschleife, um die bewaldeten Bergrücken ihres Tals, am Horizont erstrecken sich die Vogesen. Auf Rügen kreisen die Seeadler um den Aussichtsturm. Mit salziger Meerluft in der Nase schweift der Blick über die Ostsee bis zu den Kirchturmspitzen von Stralsund. Und auf Usedom ist der Aussichtsturm des Baumwipfelpfads der höchste Punkt der Insel. Eine Gitterliege in der Mitte des Turms lädt zum Verweilen ein. Rundherum erstreckt sich die gesamte Insel mit seinen Buchenmischwäldern, Stränden und der Weite des Meeres. Weitere Baumwipfelpfade sind mit dem Elsass und dem Salzkammergut auch im nahen Ausland zu entdecken.
Informationen für Besucher
Die Baumwipfelpfade der Erlebnis Akademie AG sind ganzjährig und täglich geöffnet, mit Ausnahme des Heilig Abends sowie kurzen Revisionszeiten. Standortspezifische Angebote, wie Riesenrutsche, Kinderrätsel, Führungen, Veranstaltungen und Aktionstage sowie nahegelegene oder hauseigene Restaurants runden das Angebot ab. Nähere Informationen, auch zu Preisen oder den Services speziell für Gruppen sind unter www.treetop-walks.com zu finden.
10-jährige Erfolgsgeschichte auf Rügen
Zwischen dem Kleinen Jasmunder Bodden und der Prorer Wiek liegt der Zauber der DBU Naturerbe Fläche Prora mit seinen Ökosystemen Wald, Offenland und Feuchtgebiete.
Sie stehen im Mittelpunkt des 2013 erbauten Naturerbe Zentrums Rügen. Seit mehr als 10 Jahren können Groß und Klein hier die Vielfalt der Ostseeinsel erleben und begreifen: auf dem barrierearmen Baumwipfelpfad, auf Führungen etwa durch die Feuersteinfelder, oder in Erlebnisausstellungen, Workshops und im Naturlabor.
Highlight ist der 40 Meter hohe Aussichtsturm des Baumwipfelpfads, der einem Adlerhorst nachempfunden ist. 82 Meter über dem Meeresspiegel erlaubt er einen freien Blick über die Landschaft der Insel Rügen. Action bietet die 52 Meter hohe Tunnelrutsche, die vom Pfad rasant auf den Boden führt. Das hauseigene Restaurant Boomhus rundet das Angebot ab.
Eine Idee reist um die Welt
Seit der Gründung 2001 ist die Erlebnis Akademie AG mit Sitz in Bad Kötzting (Bayerischer Wald) bestrebt, für ihre Besucher einzigartige Naturerlebnisse zu bieten. Inzwischen zählt sie mit 13 Baumwipfelpfaden auf der ganzen Welt sowie ihren Abenteuerwäldern, die als Zusatzangebot für Familien an einigen Standorten zur Verfügung stehen, zu den führenden Anbietern im naturnahen Freizeitbereich.
Der erste Baumwipfelpfad hat 2009 in Neuschönau im Bayerischen Wald eröffnet. Weitere folgten im tschechischen Lipno, auf Rügen, im Schwarzwald, an der Saarschleife, im tschechischen Krkonoše, in Bachledka (Slowakei), im Salzkammergut (Österreich), in Pohorje (Slowenien), im französischen Elsass, auf der Insel Usedom, in Irland sowie im kanadischen Québec.
Ihre Architektur hebt sich ab: Fast ausschließlich aus Holz gebaut, fügen sich die Pfade ganz natürlich in den Wald ein. Ziel ist auch, möglichst allen einen besonderen Naturmoment zu schenken. Deshalb sind alle Pfade barrierearm konzipiert. Dabei nehmen sie Bezug auf die Region – so sind zum Beispiel auf Rügen, in Irland und Kanada historische Bestandsgebäude renoviert und in das Angebot integriert worden.
Mehr als zwei Millionen Besuchern eröffnen die Baumwipfelpfad jährlich eine neue Perspektive auf unsere Natur. So reist das Konzept der Erlebnis Akademie AG – wirtschaftlicher Erfolg im Einklang mit Mensch und Natur – erfolgreich um die Welt.
Tourismus und Natur im Einklang –
Interview mit CEO und Vorstandsprecher der Erlebnis Akademie AG, Bernd Bayerköhler
Herr Bayerköhler, die Baumwipfelpfade liegen in sensiblen Naturgebieten. Wie passt das zusammen?
Bernd Bayerköhler: Das passt hervorragend zusammen. Wir arbeiten an unseren Destinationen mit namhaften Partnern des Naturschutzes zusammen. Auf Rügen ist das etwa die DBU, im Bayerischen Wald der Nationalpark. Unsere Partner wissen, dass wir uns respektvoll auf die Umwelt vor Ort einstellen. Gemeinsam verfolgen wir ein Ziel: Urwüchsige Natur für alle erlebbar machen und Verständnis für ihre Schönheit und ihren Wert schaffen.
Das klingt nach einem Umweltbildungs-Angebot. Was machen Sie da genau?
Wir haben den Anspruch, umweltpädagogisch zu wirken. Aber mit Spaß statt erhobenem Zeigefinger. Dazu gehören Lern- und Spielstationen entlang der Pfade, Natur- und Themenführungen, unsere Comic-Rallye für Kinder, oder zum Beispiel auf Rügen mit Naturführerschein, Naturlabor, Workshops und Ausstellungen noch viel mehr. Für den Bereich Umweltpädagogik haben wir eine gemeinnützige Tochtergesellschaft gegründet. Die DoNature gGmbH kümmert sich federführend um diese Angebote und erweitert sie kontinuierlich.
Sie sprachen auch von Respekt vor der Natur. Was heißt das genau?
Da gibt es viele Ansätze. Das beginnt beim Material der Baumwipfelpfade, wo wir zum Hauptteil auf Holz setzen. Das beziehen wir aus nachhaltigen Lieferketten in der Region. Beim Bau ergreifen wir Schutzmaßnahmen. Alu-Platten auf einer Hackschnitzelbettung schützen zum Beispiel den Waldboden. Die Pfad-Routen wählen wir so, dass wir möglichst wenig Bestandsbäume entnehmen müssen. Wir forsten anschließend auf. Und auch als Unternehmen streben wir einen immer kleineren CO2-Fußabdruck an. Dass wir seit Jahren 100 Prozent Grünstrom beziehen oder interne Prozesse digitalisieren, um Papier zu sparen, sind da nur zwei Beispiele. Gemäß den Vorgaben der UNFCCC, „Messen, Reduzieren, Kompensieren“, gehen wir unseren Weg zur Klimaneutralität Jahr für Jahr weiter.