24. Februar

Die russische Regierung hat den Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Schnell wird klar: Dieser russische Militäreinsatz markiert eine Zeitenwende mit weitreichenden Folgen für die europäische Friedensordnung. Die Atmosphäre an diesem Tag bei uns im Büro: erschüttert, besorgt, von Ungewissheit geprägt. Business as usual fühlt sich falsch an, Fragen stehen im Raum: Was bedeutet das jetzt alles? Wie soll ich mich verhalten? Wie kann ProjectTogether sinnvoll und wirksam helfen?

25. Februar

Wir alle verfolgen den ganzen Tag die Liveticker. Ein paar von uns haben deutsch-ukrainischen Freunden und Bekannten geschrieben. So langsam realisieren wir die Ausmaße der Situation. Am Vormittag das erste Krisen-Meeting. Es folgen viele Gespräche mit engen Partner:innen. Was macht IHR jetzt? Wie schätzt ihr die Situation ein? Mit wem sollten wir sprechen? Bedingt durch den Handlungsdruck treffen wir uns noch mehrmals täglich digital. Mit einem mulmigen Gefühl gehen wir ins Wochenende und wissen, dass unser Austausch auch dann weitergehen wird.

26. und 27. Februar

Die russische Armee bombardiert ukrainische Städte weiter. Zahlreiche Länder sperren ihren Luftraum für russische Flugzeuge. 20 Länder beschließen Waffenlieferungen an die Ukraine. Weltweit protestieren Hunderttausende gegen den Krieg.

Hilfsorganisationen haben ihre Hebel unmittelbar in Bewegung gesetzt. Auch wir möchten Kapazitäten zur Verfügung stellen – aber nicht allein, sondern in einem starken Bündnis. Einmal wird uns klar: Wir sind am wirksamsten, wenn wir uns auf das konzentrieren, was unsere Arbeit ausmacht: zusammenbringen, vernetzen!

Das Team von ProjectTogether im "Freiraum in der Box", den Räumen der Organisation in der Boxhagener Straße in Berlin Friedrichshain

28. Februar, morgens

Die russische Regierung sperrt Luftraum für Deutschland und 35 weitere Staaten. Verhandlungen an der ukrainisch-belarussischen Grenze ohne Durchbruch. Der Spiegel schreibt an diesem Tag: „Putin greift mit seinem Krieg die Demokratie an. Die beste Antwort darauf ist, die Demokratie zu stärken, überall auf der Welt."

Im Namen des ProjectTogether-Teams starten Henrike Schlotmann und Philipp von der Wippel einen Aufruf an Organisationen, Stiftungen und Unternehmen und laden zu einer Videokonferenz am Abend ein. Botschaft: Lasst uns darüber sprechen, wie wir unsere Kräfte in den nächsten Wochen bündeln und jetzt so schnell wie möglich ein Matching zwischen Bedarfen und Angeboten auf die Beine stellen.

28. Februar, abends

In der UN hat die Dringlichkeitssitzung zur Ukraine begonnen.

Währenddessen schalten sich bei uns schon am Abend 80 Teilnehmende aus unserem Netzwerk zur Videokonferenz dazu. Wir sind überwältigt! Die Stimmung ist ernst, aber man spürt eine große Offenheit und den gemeinsamen Wunsch, eine Lösung zu finden.  Was macht ihr gerade bereits? Was wollt ihr machen? Wie viel Kapazität habt Ihr? Welchen Bedarf habt ihr als Organisation oder wo steht ihr? Am Ende des intensiven Austausches steht die Idee für eine Allianz. Wir rufen die Alliance4Ukraine ins Leben!

1. März

Kiew nähert sich ein 64 km langer Militärkonvoi mit Panzerfahrzeugen. Städte im Süden und Osten stehen weiter unter Beschuss. Berichte sprechen vom Einsatz von Vakuum- und Streubomben gegen die ukrainische Bevölkerung. Auf den Expertenstühlen in deutschen Talkshows sitzen nun Ex-Generäle statt Virolog:innen.

Wir versenden eine Mail an alle Beteiligten und definieren darin die Idee und die konkrete Umsetzung der Allianz. Verknüpft damit ist der Aufruf zur Beteiligung.

2. März

Kiew bereitet sich auf eine Großangriff vor. Aus Europas größtem Kernkraftwerk Saporischschja wird Feuer gemeldet. Es sind bereits 5.300 Geflüchtete in Deutschland geingetroffen.

Bei uns in Friedrichshain findet eine zweite gemeinsame Videokonferenz statt. Markus Hipp von der BMW Foundation bringt die Idee zur Gründung eines Fonds ein. Schnell schließen sich weitere Stiftungen und Unternehmen an. Ein großartiger und wichtiger Schritt! https://alliance4ukraine.org/fund/

3. März

Macron telefoniert erneut mit Putin. Über 1 Million Menschen sind bis heute aus der Ukraine geflohen. Rund 7.000 russische Wissenschaftler:innen wenden sich gegen den Ukraine-Krieg.

Wir können Düzen Tekkal, die Gründerin on GermanDream und Hawar.Help direkt einen Projektmanager vermitteln für die Organisation der Demonstration #NoWarDividesUs am Weltfrauentag am 8. März in Berlin.

4. März

Mariupol ist komplett eingeschlossen. Bis zu 15 Jahre Haft für "Falschnachrichten" in Russland. NATO-Generalsekretär Stoltenberg stellt düstere Prognose: „Die nächsten Tage werden wahrscheinlich noch schlimmer werden.”

Bei uns gibt es dennoch einen Grund zur Freude: Kurz vor dem Ende dieser Kriegswoche ist die vom Bund geförderte Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE)  Teil von Alliance4Ukraine.

5. März

Feuerpause für Fluchtkorridore in Mariupol und Wolnosacha wird gebrochen. Welternährungsprogramm warnt vor Hunger in Ukraine und weltweit. ARD und ZDF beenden Berichterstattung aus Moskau.

Mehrere Initiativen zu Rechtsberatung haben sich zusammengeschlossen und arbeiten  jetzt gemeinsam. Sie haben sich in der Alliance4Ukraine kennengelernt.

7. März

Dritte Verhandlungsrunde zwischen ukrainischen und russischen Vertreter:innen geht ohne Fortschritte zu Ende. Die letzten OSZE-Beobachter:innen verlassen die Ukraine. "Die Freundschaft zwischen China und Russland ist unanfechtbar”, sagt der Chinesische Außenminister Wang Yi.

Innerhalb der ersten Tage sind mehr als 50 zivilgesellschaftliche Organisationen der Alliance4Ukraine beigetreten und bringen sich ein.

8. März

UNHCR nennt Zustände in Mariupol "apokalyptisch". USA verhängen Importstopp für russisches Öl. FDP fordert sofortigen Importstopp von Gas und Öl aus Russland – Habeck warnt vor schwersten wirtschaftlichen Schäden.

Am 2. März als Idee geboren, befinden sich am heutigen Tag vereits 600.000 Euro im Fund.

Das Geld hilft dabei, den Bedarf von stark beanspruchten Organisationen zu decken – schnell, unkompliziert und flexibel.

9. März

Belagerung Kiews schreitet weiter voran. USA lehnen polnisches Kampfjet-Angebot ab. IWF berät über milliardenschwere Soforthilfen. DIW-Präsident Marcel Fratzscher, hält eine Staatsschuldenpleite Russlands in den kommenden Monaten für sehr wahrscheinlich.

Der Austausch mit United4Ukraine, einer Initiative von Google, der bereits seit 2. März läuft, geht weiter. Über eine zentrale Anlaufstelle sollen verschiedene Angebote für mentale Unterstützung, Informationen, Rechtsberatung, Unterstützung für Familien und Dolmetsching gebündeln und einfacher zugänglich gemacht werden. Google will mit Ressourcen und Engineers unterstützen.

11. März

Weitere 100.000 Menschen können aus umkämpften Gebieten in Sicherheit gebracht wrden. Die russische Armee hat nun auch Angriffe in der Zentralukraine gestartet. EU Gipfel zur Ukraine in Versailles.

Der Alliance4Ukraine sind mittlerweile über 150 Organisationen, Stiftungen und Unternehmen beigetreten. Der Austausch passiert mehrmals pro Woche in Matching-Calls (Videokonferenzen) und auf Slack.

Der Fund ist auf 730.000 Euro angewachsen. 80.000 Euro wurden von Organisationen abgerufen.

14. März

Im Westen der Ukraine haben acht Raketen unweit der polnischen Grenze das „Zentrum für Internationale Friedenssicherung und Sicherheit" zerstört.

Ein Ende dieses Krieges ist auch am 19. Tag nach fast drei Kriegswochen, nicht in Sicht. Wir machen weiter und starten in die neue Woche.


Was ist die Alliance4Ukraine?

Die Alliance4Ukraine ist ein Koordinierungsbündnis aus 150+ zivilgesellschaftlichen Organisationen, Stiftungen und Unternehmen. Ziel ist es, ein Ökosystem an ineinandergreifenden Lösungen für die Bedarfe von Menschen auf der Flucht zu schaffen. Dazu werden Unterstützungsangebote bedarfsgerecht und auf schnellstem Weg an passende Initiativen vermittelt. “So wollen wir möglichst viele Ressourcen auf bestehende Lösungen lenken und existierende Strukturen stärken”, sagen die Organisator:innen. Der Austausch passiert mehrmals pro Woche in Matching-Calls (Videokonferenzen) und auf Slack.

www.alliance4ukraine.org


Was ist die Alliance4Ukraine?

Es geht darum, Ressourcen auf bestehende Lösungen zu lenken. Dazu werden Kapazitäten und Ressourcen von Unterstützenden bedarfsgerecht und auf schnellstem Weg an die passenden Initiativen und Organisationen vermittelt. Mehrmals pro Woche stellen in Videokonferenzen der Alliance4Ukraine qualifizierte Organisationen ihre Bedarfe vor, damit sie die passende Unterstützung finden. Fokus liegt auf der spezifischen Unterstützung durch Organisationen, Stiftungen und Unternehmen.


Partner:innen und Unterstützer:innen des Alliance4Ukraine Fund:

BMW Foundation Herbert Quandt, Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Bertelsmann Stiftung, Otto Krahn Group, Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt, SIXT, Schöpflin Stiftung, Josef Fliege Stiftung sowie Familien und Einzelpersonen.

#standwithukraine

Seventeen Goals dankt dem Team von ProjectTogether für diese spannenden Einblicke in die Arbeit der Organisation.

Headerbild: @Frank Schultze /Diakonie Katastrophenhilfe; Ukrainische Geflüchtete an der Grenze zu Polen