Es ist ein später Nachmittag auf Borneo und ich komme völlig durchnässt von einem langen, anstrengenden Tag aus dem Dschungel zurück. Seit Tagen regnet es. Endlich erreiche ich unser kleines Motorboot. Als wir durch die erste Flussbiegung fahren, taucht plötzlich eine große Gruppe Elefanten vor mir auf. Es sind bestimmt 80 beeindruckende, extrem bedrohte Borneo-Zwergelefanten.“ Wenn man den Worten von Hannah Emde aus Bonn lauscht, versteht man sofort, was sie an ihrer Arbeit im Dschungel fasziniert.

Eine Reise als Auslöser für mehr

Begonnen hat alles mit einer Reise, um den eigenen Horizont zu erweitern. Heute ist Hannah als Tierärztin auf einer Mission, die ihr neben der Schönheit unseres Planeten auch immer wieder die Freude an kleinen Dingen schenkt – etwa eine Tafel Schokolade, die nicht geschmolzen ist.

„Es entstehen Arbeitsplätze dort, wo viele der Menschen von weniger als zwei Dollar pro Tag leben müssen“

Die Globetrotterin Hannah engagiert sich mit Herzblut und sehr viel Zeit für bedrohte Arten. Als Tiermedizinerin sam - melte sie bereits Erfahrungen bei Auslandsjahren in den USA und auf den Philippinen, absolvierte Praktika in Zoos und im Schlachthaus, unterstützte Forschungen auf Madagaskar und Borneo, bevor sie am dortigen Danau Girang Field Centre auf den Sunda-Nebelparder traf.

Er war das erste Lebewesen, das sie tiermedizinisch untersuchen durfte. Der Schutz dieser gefährdeten Katzenart steht für Hannah seither im Fokus: Sie gründete den gemeinnützigen Artenschutzverein Nepada Wildlife, bevor sie mit 27 Jahren ihre Erlebnisse in ihrem Buch „Abenteuer Artenschutz“ darstellte, mit dem sie auf die bedrohte Fauna in der ganzen Welt aufmerksam macht.

Ihre Serie in der ARD Mediathek „Hannah goes wild“ erreicht ebenfalls ein großes Publikum. Mittlerweile ist sie international gefragte Expertin für Gesundheitsrisiken im Wildtierhandel und berät eine Allianz von 80 Artenschutzinitiativen für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit.

Stolz auf ihren beruflichen Weg: Gründerin Nzambi Matee und ihr kenianisches Team von Gjenge Makers mit recycelten Pflastersteinen. Foto: ©Brian Otieno

Vom Äthiopien-Reisenden zum Entwicklungsexperten

Jochen Moninger hat sich gleich bei seiner ersten Reise in das Land am Horn von Afrika verliebt: Die Menschen, deren Krativität und Gastfreundschaft, das Essen, die gemeinsame Liebe für Fußball.

Jochen, der Reisende, hat in Äthiopien viele Höhen und Tiefen erlebt, aber er ist und bleibt Optimist und glaubt an das Land seines Lebens. Mit seinem alten Weggefährten Till Wahnbaeck gründete er 2019 das Social Business Impacc, um extreme Armut in Afrika zu bekämpfen. Impacc unterstützt Social Entrepreneurship vor Ort und bringt Spenden und Investorinnen mit vielversprechenden Start-up-Unternehmen in Afrikas Subsahara zusammen.

Es entstehen Arbeitsplätze dort, wo viele der Menschen von weniger als zwei Dollar pro Tag leben müssen. Aktuell gibt es zehn Projekte, die Jochen mit Impacc in Kenia, Uganda, Ghana und in seiner Wahlheimat Äthiopien unterstützt, wo er mit seiner äthiopischen Frau und den drei Töchtern lebt.

Jochen Moninger mit seinen drei Töchtern in Äthiopien. Foto: ©Jochen Moninger

Eine dieser jungen Gründerinnen ist Nzambi Matee aus Nairobi im benachbarten Kenia. Die studierte Materialwissenschaftlerin produziert mit ihrer Firma Gjenge Makers Steine aus recyceltem Plastik und Sand. Auf diese Weise kann sie einen günstigen Baustoff auf den Markt bringen und Einheimischen einen guten Lohn dafür zahlen, dass diese die Straßen von Müll – der plötzlich einen Wert hat – befreien.

Eine Reise nach Südafrika verändert ein Leben

Die Idee von Gründerin Nzambi Matee dürfte auch Kristina Baum gefallen: Die Kölnerin machte nach ihrem Abitur 2018 eine Reise nach Südafrika. Sie lernte durch ein Ehrenamt, das sie vor Ort übernahm, viele Menschen und die ländlichen Re - gionen kennen und entdeckte, wie viel Spaß sie an der Arbeit mit Kindern hat.

An ihre Reise schloss sich ein Studium der Kindheitspädagogik an. Mittlerweile steht sie kurz vor ihrem Abschluss. 2019 gründete sie den gemeinnützigen Verein tiny - teenyhands e.V., der sich für die Umweltbildung von Kindern in Südafrika und Deutschland einsetzt. 4.600 Kilometer entfernt von Nairobi wurde auch Kristina auf ein unübersehbar großes Problem aufmerksam: jede Menge Müll. Passend zum Thema schrieb die Rheinländerin das zweisprachige Kinderbuch „Nur Müll – Only Trash“.

Mehr als „nur Müll“: Kristina Baum erreicht mit ihrem Verein viele Kinder. Foto: ©Kristina Baum

Heute kann die 24-Jährige durch den Verkauf des Buches sowie durch Spenden bereits erste Jobs in Südafrika generieren: Locals produzieren die Bausteine „EcoBricks“ aus gesammeltem Plastikmüll, den der Verein tinyteenyhands ebenfalls bezahlt – ein ganzheitliches und neuartiges System an der Ostküste Südafrikas, von dem viele Menschen anhaltend profitieren und das Kristina Baum ehrenamtlich ins Leben gerufen hat.

Es sind die Ziele für nachhaltige Entwicklung, die Hannah Emde, Jochen Moninger und Kristina Baum verbinden und Tag für Tag antreiben. Als Reisende und als Bewohner:innen dieses Planeten – wo immer sie sich auch gerade aufhalten – ist es für sie eine Selbstverständlichkeit, sich für das Wohlergehen von Mensch und Natur zu engagieren. Andererseits zeigen sie mit ihrem Handeln: In den 17 Zielen stecken eine Menge Denkanstöße dafür, wie wir uns als Reisende, als Auslän - der:innen, als Gäste überall auf der Erde verhalten sollten.

Mitmachen:

Nachhaltiges und sozial verantwortliches Reisen fängt schon im Kleinen an. Es gibt viele Wege, sich zum Thema zu informieren, z.B. beim Verein www.forumandersreisen.de Immer gilt: gut vorbereitet sein, ökologisch anreisen oder CO 2-Belastungen kompensieren (z.B. mit atmosfair), auch im Urlaub regional einkaufen, Strom und Wasser sparen, angemessenes Trinkgeld geben und weder Müll noch einen schlechten Eindruck bei den Einheimischen hinterlassen.