Die Schauspielerin und Autorin hat für ihr Engagement viele Länder bereist, Schulen, Gesundheitsstationen und Gefäng- nisse besucht und mit unzähligen Regierungsmitarbeitenden, Bildungsbeauftragten, Gesundheitsexpertinnen und -experten genauso wie mit Kindern gesprochen. Das Thema Armut ist ihr dabei vielfach und in unterschiedlichsten Facetten begegnet. Sie weiß, dass Armut stigmatisiert, überall auf der Welt. Weil ihre Mutter alte Pullover auftrennte und aus der Wolle neue strickte, die Familie sich aus dem eigenen Gemüsegarten ernährte und Reisen undenkbar waren, galt sie in der Schule als „Arme-Leute- Kind“.

Katja, bei „17Ziele – Der Podcast“ sprechen Sie mit Felix Seibert-Daiker über das Thema Armut. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Perspektive, die wir gegenüber sozial benachteiligten Menschen ein- nehmen. Wie können wir uns dem Thema Armut und sozialer Ausgrenzung annähern?

Durch Interesse, Offenheit, Zuneigung, das Lesen von Büchern oder guter Presse. Indem wir wissen wollen, statt halb zu wissen. Indem wir nachfragen, statt zu urteilen. Man nähert sich dem Thema Ausgrenzung, indem man nicht ausgrenzt.

Sie sprechen unter anderem auch über die Ungleichverteilung von Macht und Kapital. Wo sehen Sie hier am meisten Veränderungs- potenzial?
Bei jenen, die Macht und Kapital für sich beanspruchen und die die Macht und das Kapital besitzen, diesen Anspruch auch durchzusetzen. Es kann nicht richtig sein, dass 42 Menschen so viel Kapital besitzen wie 3,5 Milliarden andere Menschen oder dass Wirtschaft immer weiter wachsen muss. Es kann nicht richtig sein, dass Macht zu diktatorischen Regimen führt, die schließlich keine Veränderung mehr zulassen, die nicht ihrem machthaberischen Interesse dient, und die die eigene Bevölkerung gefährden, bedrohen und unterdrücken.

Im 17Ziele-Podcast spricht Felix Seibert-Daiker mit Prominenten wie Katja Riemann über Nachhaltigkeit, Verantwortung und Aktivismus


Was können wir alle gegen Ungleichheit und Armut tun?
Ich glaube, dass jeder und jede einen Unterschied machen kann. Die größten Gegner sind wohl Bequemlichkeit und Ignoranz. Unsere heutigen Gesellschaften sind so gestrickt, dass sie uns al- les abnehmen, und irgendwann bleibt das selbstständige Denken dabei auf der Strecke. Die Ausrede „ich kann eh nichts ändern“ gilt nicht mehr – ab heute.

Sich seine eigene Werthaltigkeit und Verantwortung bewusst zu machen und ins Handeln zu kommen, das wäre doch schön. Das kann man trainieren, wie einen Muskel.

Mitmachen:
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In „17Ziele – Der Podcast“ spricht der Fernsehmoderator Felix Seibert-Daiker mit prominenten Macherinnen und Machern zu Themen wie Klimaschutz, faire Arbeitswelten oder Umwelt.

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Titelfoto: Aus dem Dokumentarfilm von Katja Rieman auf Arte über das Flüchtlingslager Moria, hier seht sie vor einem Meer an Rettungswesten auf der griechischen Insel Lesbos