Mückenstiche jucken, Wespenstiche schmerzen, Fliegen können nerven – dennoch sind Insekten essenziell für unser Überleben und ihr dramatischer Rückgang wird weltweit diskutiert. Auch in Deutschland: Laut einer aktuellen Studie der Technischen Universität München leben auf Wiesen 40 Prozent weniger Insekten als noch vor einem Jahrzehnt; in Wäldern sind es sogar weniger als die Hälfte.

Besonders ausgeprägt ist der Insektenschwund auf Grasflächen in der Nähe landwirtschaftlicher Ackerflächen. „Dort gibt es zu viele Monokulturen, Pestizide und betonierte Flächen“, weiß Paul Henze, Vorsitzender des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). In Mannheim wirkt der Naturschützer dem Verlust von Insekten entgegen und fördert die biologische Vielfalt.

Blühende Gärten statt Insektensterben

Nachhaltigkeitsziel Nummer 15, das meist mit Leben auf dem Land abgekürzt wird, weil es Landökosysteme schützen, wiederherstellen und fördern soll, hat auch für Städte eine große Relevanz. „Es gibt inzwischen etliche Insektenarten, die sich in die Stadt zurückziehen, weil sie hier bessere Lebensverhältnisse vorfinden“, so Henze. So wie beispielsweise die Bienen, die dank blühender Parks, Gärten oder Balkone meist mehr Nahrung finden als auf dem Land.

Mannheim könnte mit gutem Beispiel vorangehen: „Nicht alles abmähen, sondern auch Grünflächen stehenlassen und sie pflegen“, fordert Henze. „Menschen müssen verstehen, dass dieses ‚Sauberhalten‘ und deutsche Gründlichkeit schädlich für die Natur sind.“

Um das Bewusstsein in der Bevölkerung zu steigern, startete der NABU das Projekt Blühende Gärten – damit es summt und brummt!

„Wir möchten die Menschen für naturnahes Gärtnern begeistern“, sagt Projektleiterin Anna Sesterhenn. Vorträge, Flyer und Gartenberatungen haben bei
Tausenden im süddeutschen Bundesland Interesse geweckt. Sesterhenn empfiehlt: „Weder Pestizide noch torfhaltige Erde verwenden und ein ganzjähriges Blühangebot schaffen.“

Mehr Lebensräume für Insekten schaffen

Das Projekt ist zudem ein Zeichen gegen die auch in Mannheim beliebten Schotter- und Steingärten. Laut NABU ist dieser Trend nicht gut für die Umwelt, denn die Steine heizen sich stärker auf als begrünte Flächen, halten die Temperatur länger und tragen zur Überhitzung in der Stadt bei. Zudem haben Tiere und Pflanzen so keinen Lebensraum.

„An warmen Sommertagen zählen Freiwillige die Insekten – das hilft der Wissenschaft. Bild: © Ralph Caspers / Michael Sieber

Damit die Forderungen des NABU verbindlich werden, hat er sich Ende September mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), proBiene, Demeter sowie anderen Umweltverbänden, Ökolandbetrieben und regionalen Vereinigungen zusammengetan und nach dem erfolgreichen Volksbegehren für Artenvielfalt Rettet die Bienen in Bayern auch eines für Baden-Württemberg ins Leben gerufen.

Ein Gesetz für Biodiversität in Mannheim

Drei Wochen später wurde es für Verhandlungen mit der Landesregierung jedoch ausgesetzt. „So sehr ich die Ziele grundsätzlich teile, hat das Volksbegehren Gräben zwischen Naturschutz und Landwirtschaft aufgerissen“, sagt Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller. „Aus diesem Grund haben wir ein Eckpunktepapier entworfen, um damit unterschiedliche Interessen und Gruppen zusammenzuführen und auszusöhnen.“

„Wir wollen dem Dialog eine Chance geben“, sagt Sven Prange von proBiene. Das bedeutet, dass aktiv nicht mehr für das Volksbegehren geworben wird, aber nach wie vor Unterschriften abgegeben werden können. „Wenn das Eckpunktepapier als Gesetz umgesetzt wird, wäre es das beste Biodiversitätsschutzgesetz in ganz Deutschland“, sagt Prange.

Mitmachen:

  • Gärten nicht akribisch aufräumen, Wiesen wachsen lassen
  • Totholz sowie Laub liegenlassen
  • Insektenhotels für Balkon /Terrasse aufstellen
  • Urban-Gardening-Initiativen unterstützen
  • bei Insektenzähltagen des NABU mitmachen

www.nabu.de