Er jagt Tornados, um mit der herannahenden Katastrophe auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Er lässt Meerjungfrauen inmitten von 10.000 Plastikflaschen schwimmen und inszeniert den Wahnsinn der Meeresverschmutzung. Ein Heer freiwilliger Helferinnen und Helfer baut mit ihm postapokalyptische Bilder aus Elektroschrott und mahnt so das Thema Recycling an.

Dem kanadischen Fotografen Benjamin Von Wong ist keine Idee zu verrückt und kein Aufwand zu groß für seine Fotos. Mit ihrer großen erzählerischen Kraft verbreiten sich Von Wongs Bilder im Internet und schaffen Aufmerksamkeit für Themen, die uns alle angehen: Klimawandel, Umweltverschmutzung, Ressourcenausbeutung, Menschenrechte, Schutz von Flora und Fauna.

10 Tage lang sortierten 50 Helfer aus 1,9 Tonnen Elektroschrott das heraus, was noch verwert bar ist:

In einer Zeit, in der so viele Bilder wie nie zuvor geschossen und konsumiert werden, wo allein auf Instagram täglich 80 Millionen neue Bilder hinzukommen, versteht Von Wong es, gesehen zu werden. Er beherrscht die Kamera ebenso wie die Regeln der Viralität. Das Internet ist seine Spielwiese. Er hat über 300.000 Abonnenten bei Facebook, ihm folgen über 120.000 Menschen bei Instagram und Twitter, die Videos seiner Making-ofs werden hunterttausendfach bei YouTube angesehen. Seine Botschaften für mehr Nachhaltigkeit werden gesehen, gemocht, geteilt.

"Ich will mehr tun als nur schöne Fotos machen"

Für den 32-Jährigen ist seine Fotografie eine Kunstform, die aus dem, was vorhanden ist, etwas Neues schafft. Trockene, sperrige Themen verwandelt er in spannende Bilder, die bekannten Sachverhalten neue Perspektiven abgewinnen. Dabei ist er eher zufällig zur Fotografie gekommen: Als Ingenieur arbeitete er zunächst in einer Goldmine in Nevada, war fasziniert von der Weite des Sternenhimmels über der Wüste und kaufte sich eine Kamera. Kurze Zeit später kündigte er beim Minenbetreiber und folgte seiner Leidenschaft. Und irgendwann wollte der in San Francisco lebende Fotograf mehr machen als schöne Fotos.

„Sozialer und gesellschaftlicher Impact ist der einzige Grund, warum ich tue, was ich tue“, erklärt Von Wong. Ihm gehe es darum, möglichst viele Menschen zu berühren. Die Sichtbarkeit seiner Werke nutzt er, um Veränderungen anzuschieben. „Meine Arbeit soll sich positiv auswirken auf die Erde, ich möchte die wirklich wichtigen Geschichten erzählen und damit Teil der Lösung sein.“  

Bei seinen großen Produktionen gelingt es dem Kreativen mit chinesisch-malaysischen Wurzeln immer wieder, Fremde und Freunde mitzureißen. Dann wird er zu einer Art Cheerleader, inspiriert, animiert, begeistert und gibt allen Beteiligten das Gefühl, Teil von etwas Großem zu sein, von etwas, das eine Veränderung bewirken kann. „Ich möchte, dass wir alle groß träumen und dass mein Team und ich gemeinsam etwas tun, was vorher noch keiner getan hat.“

Eine enorme kreative Energie wird frei

Einige seiner Helfer – viele von ihnen über Von Wongs soziale Netzwerke rekrutiert – haben schon lange Reisen auf sich genommen, um dabei zu sein, wenn tagelang komplexe und technisch anspruchsvolle Sets aufgebaut werden. In solchen Momenten kommt in Benjamin Von Wong der Ingenieur hervor, dann wird der Fotograf zum Visual Engineer, springt zwischen den Aufbauten hin und her, sprüht vor Energie, scherzt mit Teammitgliedern, macht Licht- und Kameratests. Und es wird nie so ganz klar: Was ist Improvisation und was hat er tatsächlich von Anfang an im Kopf gehabt?

Obwohl er mit vielen seiner Fotos Menschen als Verbraucher anspricht und sie aufruft, ihr Konsumverhalten zu überdenken, sieht der Fotograf die Verantwortung für unsere Welt nicht nur beim Einzelnen. Er möchte vor allem auch den global handelnden Unternehmen aufzeigen, dass es in ihrem besten Interesse ist, nachhaltiger zu agieren.

„Wenn die großen Konzerne anfangen, ihr Businessmodell hin zu mehr sozialem Impact umzustellen, und damit sogar noch zusätzliche Umsätze machen, dann können wir gemeinsam die Kultur verändern“, so hofft Benjamin Von Wong. Dafür möchte er Impulse geben. „Ich weiß nicht, ob es klappt, aber ich muss es tun.“

Für sein Projekt „Mermaids hate plastic“ hat der Fotograf eine Petition gestartet, in der jeder Unterzeichner verspricht, sich gegen Meeresverschmutzung zu engagieren. 

Mitmachen:

eigenen Plastikkonsum reduzieren; Unverpacktläden unterstützen; auf Einweg-Take-Away-Geschirr verzichten; Wasser in der Mehrwegflasche abfüllen; Kampagnen wie "Take 3for the sea" unterstützen; sich über die Zero Waste - Philosophie und -Lebensweise informieren