Die digitale Fotografie ist kein umweltfreundliches Medium. Sie verursacht Elektronikschrott, in der Produktion von SD‑Speicherkarten entstehen hohe CO2-Emissionen und teilweise kommen seltene Erden zum Einsatz. Die Batterien halten nur maximal drei Jahre und nicht zu vergessen: die Datenspeicherung in der Cloud, die ebenfalls Ressourcen verbraucht. Und die Lebensdauer des Equipments? Im Durchschnitt müssen FotografInnen ihre Kameras, Computer und Telefone alle fünf Jahre ersetzen, weil sie veraltet sind.

Simon Veith, freier Fotograf aus Köln, hat das sehr früh erkannt und 2016 ein Konzept entwickelt, um durch seine Arbeit einen positiven Impact auf die Umwelt zu haben.

Simon, du hast bereits vor fünf Jahren angefangen, deine Fotografie nachhaltig auszurichten – bist also ein echter Pionier. Was hat dich dazu veranlasst?

Heute kann ich sagen, es war wohl eher eine folgerichtige Entwicklung meiner damaligen Situation als eine spontane Idee so aus dem Nichts. Nach meinem Studium der Gesundheitsökonomie habe ich an verschiedenen Ideen gearbeitet, war unter anderem beim Colabor Köln, einem nachhaltigen Co-Working-Space. In der Zeit hatte ich mich zunehmend mit der Fotografie beschäftigt und mir eine kleine Bekanntheit in der Kölner Nachhaltigkeitsszene aufgebaut. So wuchs in mir der Wunsch, hauptberuflich professionell zu fotografieren. Unter einer Bedingung: Es sollte möglichst nachhaltig sein.

Die digitale Fotografie verursacht Umweltbelastungen. Was ist bei der nachhaltigen Fotografie, die ja auch digitale Kamera nutzt, anders?

Nachhaltige Fotografie ist das ganzheitliche Arbeiten als Fotograf unter der Berücksichtigung des ökologischen Fußabdrucks. Es geht darum, eine Arbeitsweise zu verfolgen, die möglichst wenig CO₂-Emissionen produziert.

3 Porträts: Links - Frau in kariertem Anzug, Mitte - Bäcker am Backtisch, rechts - junge Frau mit Brille vor gelbem Hintergrund
ale Bilder: @Simon Veith

Klingt gut – was bedeutet das für dich?

Die Nachhaltigkeit meiner Arbeitsweise kann ich durch grünes Hosting meiner Webseite, nachhaltigen Grünstrom zuhause und im Studio, ökosoziales Banking, eine umweltfreundliche Mobilität sowie hochwertiges, regionales und Second-Hand-Equipment sicherstellen. Alle weiteren Faktoren, die ich nicht beeinflussen kann, kompensiere ich durch die Unterstützung von Umweltprojekten – oft ist das sogar deutlich überkompensiert. Meine Arbeitsweise ist unterm Strich klimapositiv.

Wie genau hast du das umgesetzt?

Ich habe als Freelancer meinen kompletten Workflow analysiert, für alle Vorgänge eine möglichst umweltschonende Alternative gefunden. Dazu gehört neben den bereits erwähnten Aspekten auch ein grünes Mobilitätskonzept inklusive No-Flight-Policy. Zudem arbeite ich für grüne Unternehmen und Selbstständige, manchmal auch Stiftungen oder NGOs. Das Konzept der nachhaltigen Arbeitsweise habe ich im Laufe der Jahre immer wieder evaluiert und punktuell verbessert.

Deine Bilder haben einen Impact – aber welchen Impact hat die Art, wie du arbeitest?

Zum einen gibt es den offensichtlichen Punkt mit den Kompensationszahlungen, zudem lasse ich für jeden Job 100 Bäume pflanzen und pflegen. Mit beiden Maßnahmen kompensiere ich pro Job circa 34 t CO2-eq und verbrauche dabei grob geschätzt – je nach Größe, Länge und Aufwand des Jobs – 20-800kg CO2-eq mit der kompletten Produktion. So habe ich einen positiven Impact auf das Weltklima. Hinzu kommt beim Bäumepflanzen noch ein sozialer Aspekt, da das Projekt Bedürftigen eine fair bezahlte Arbeit gibt.

Zum anderen kann ich viel Positives zu einigen der 17 Nachhaltigkeitsziele beitragen: direkt durch meine Arbeitsweise, aber auch indirekt über meine AuftraggeberInnen, die durch ihr eigenes Handeln Ziele wie zum Beispiel „Ziel 7 - Saubere Energie“, „Ziel 4 - Hochwertige Bildung“ oder Ziel 12 - Verantwortungsvolle/r Produktion und Konsum“ unterstützen und somit die Erde ein Stückchen besser machen. Und nicht zuletzt arbeite ich mit meinen AuftraggeberInnen eine nachhaltige Bildsprache aus, die möglichst langfristig einsetzbar ist.

Was verstehst du unter nachhaltiger Bildsprache?

Damit meine ich eine positive und moderne Bildsprache, die zum Markenkern, zur Zielkundschaft und ins Corporate Design meiner AuftraggeberInnen – meist im B-to-B-Bereich – passt. Ich möchte, dass sie durch meine Arbeit erfolgreicher werden, ich ihre guten Botschaften durch ausdrucksstarke Fotos visuell unterstütze und wir gemeinsam wachsen und unseren Teil zur Umwelt beitragen.

Wer sind deine AuftraggeberInnen?

Ich helfe grünen Unternehmen und Selbstständigen mit professioneller People-Fotografie zu mehr Markenbekanntheit. Und weil es immer mehr solcher Akteure gibt, habe ich sehr unterschiedliche Aufträge von nachhaltiger Männermode über Korkprodukte als Alternative zu Leder bis zum Mehrwegprogramm für Take-Away-Esssen.

Mann mit Vollbart und Retrobrille, dunkelblondes Haar, schwarzes T-Shirt, Jeansjacke, er lacht
Der Kölner Fotograf Simon Veith
"Ich treffe gerne Gleichgesinnte, vernetze mich und tausche mich aus. Ich freue mich in der Zukunft auf spannende neue Projekte, tolle KundInnen und möchte die Nachhaltigkeit weiterhin sichtbarer machen."

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Headerfoto: © Simon Veith