Um zu den Ursprüngen des Hibrido de Timor (HdT) Kaffees zu gelangen, führt der Weg über steile und unbefestigte Straßen in das Hochland von Timor-Leste. Noch vor 25 Jahren kämpften hier die Bewohner des kleinen Inselstaates um ihre Unabhängigkeit. Die von dichtem Dschungel gesäumten Berge dienten als Zuflucht vor dem Regime der indonesischen Besatzer. Die Urwälder in den Bergen Timors sind noch immer wild - genau wie der Kaffee, der dort wächst.

Hibrido de Timor (HdT) Kaffee ist eine natürlich vorkommende Kreuzung zwischen Arabica und Robusta, welche vor Rund 100 Jahren in genau diesen Wäldern entdeckt wurde.

Im Jahr 2019 arbeitete ich im Rahmen meiner damaligen Anstellung mehrere Monate im Landwirtschaftsministerium von Timor-Leste. Hocherfreut darüber, in einem der wenigen asiatischen Ländern mit einer Kaffeekultur gelandet zu sein. Denn:  

"Mir war damals noch nicht bewusst, welche Schlüsselrolle dieser eher unbekannte timoresische Kaffee für die Zukunft der globalen Kaffeeindustrie spielt wird."

Nur zwei Kaffees bestimmen den Weltmarkt

Die meisten Kaffeeliebhaber greifen zu Arabica-Kaffee (coffea arabica), welcher rund 70 Prozent der weltweiten Kaffeeproduktion ausmacht. Robusta-Kaffee (coffea canephora) wird zwar oft als qualitativ minderwertig angesehen, erfreut sich aber mittlerweile immer größerer Beliebtheit und macht, mit Ausnahme eines winzigen Anteils an Liberica-Kaffee, den Rest der weltweiten Kaffeeproduktion aus. Was jedoch die meisten Kaffeetrinker nicht wissen: Jenseits von Arabica und Robusta Kaffee existiert eine Vielzahl von wilden Kaffeearten, die kaum kommerziell genutzt werden - noch nicht.

Klimaschutz durch Artenvielfalt

Rund 130 wilde Kaffeesorten wachsen in der Natur, von denen einige interessante Eigenschaften für die Weiterentwicklung von Kaffee aufweisen, wie zum Beispiel spannende Geschmacksnoten oder einen geringen Koffeingehalt. Vor allem aber gibt es wilde Kaffeearten, die widerstandsfähiger gegen klimatische Stressfaktoren wie Trockenheit, Schädlinge und Krankheiten sind und daher einen wichtigen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel leisten könnten.

Extreme Klimaverhältnisse schaden den Kulturpflanzen

Kaffee, insbesondere der beliebte Arabica-Kaffee, ist eine Kulturpflanze, die nur unter ganz bestimmten klimatischen Bedingungen wächst. Klimatische Veränderungen, extreme Wetterereignisse, Schädlinge und Krankheiten bedrohen bereits heute den Anbau von Kaffee und damit die mehr als 100 Millionen Kleinbauern, deren Lebensgrundlage auf der Kaffeeproduktion beruht.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass etwa die Hälfte der Gebiete, auf denen wir heute Kaffee anbauen, bis 2050 für den Kaffeeanbau ungeeignet sein werden. Regenfälle werden unregelmäßiger, Dürren nehmen zu und höhere Temperaturen und stärkere Niederschläge bieten einen Nährboden für Schädlinge und Krankheiten, wie zum Beispiel Kaffeerost, eine Pilzkrankheit, die zu kompletten Ernteausfällen führen kann.

Dürre-resistente Alternative zu herkömmlichem Kaffee

Wilde Kaffeearten bieten Landwirten die Möglichkeit, mit diesen Risiken umzugehen. Die Eigenschaften solcher wilden Pflanzen sind für die Wissenschaft von entscheidender Bedeutung, um klimaresistente Kaffeesorten zu entwickeln. Einige der wilden Kaffeesorten, wie der kürzlich entdeckte Stenophylla-Kaffee, könnten sogar eine geschmacklich hervorragende und Dürre-resistente Alternative zu Arabica- und Robusta-Kaffee darstellen.

Die Bohnen des Hibrido de Timor Kaffee werden nach dem Pflücken weiterbehandel © Karst Organics, https://karstorganics.com

Hybride Kaffeesorten, entweder gekreuzt oder wildwachsend, sind ebenfalls für die Diversifizierung des Kaffeesektors geeigenet. Die herausragende Kombination des natürlichen Hibrido de Timor Hybridkaffees, welcher qualitativ dem Arabica-Kaffee ähnelt und einen Teil der Krankheitsresistenz von Robusta-Kaffee aufweist, macht Timor-Leste zum Vorreiter im Exportvon wildem und klimaresilientem Kaffee.

HyCoffee gründeten wir nicht mit dem Gedanken, noch einen weiteren Kaffee auf den schon übersättigten deutschen Kaffeemarkt anzubieten.

Wir möchten das Bewusstsein für die negativen Folgen des Klimawandels in Bezug auf den Kaffeeanbau schärfen und auf die Existenz und Bedeutung wilder Kaffeesortenaufmerksam machen.

Je nach Sorte kann es bis zu fünf Jahre dauern, bis die Kaffeebäume ihre Reife erreichen. Einmal gepflanzte Bäume können bis zu dreißig Jahre lang für die Kaffeeproduktion genutzt werden. Kaffee, der heute gepflanzt wird, wird in den kommenden Jahrzehnten die volle Last des Klimawandels tragen.

Langfristig wollen wir daher noch weitere wilde Kaffeearten anbauen und vertreiben, um Kaffeebauern und Konsumenten die Möglichkeiten zu geben, sich für einen nachhaltigen Kaffee zu entscheiden. Kaffee, der nicht nur heute, sondern auch langfristig den Lebensunterhalt der Bauern – und eine gute Tasse Kaffee- sichert.

Sophie von Loeben ist Mitgründerin von HyCoffee arbeitete mehrere Jahre für die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen.