Wer bei Eddie’s in Mannheim durch die Schaufenster blickt, entdeckt helle Holzregale mit gläsernen Spendern. Darin: Buchweizen, Bulgur, Dinkel, Hirse, zudem Gewürze, Müsli, Mehl. Aber auch Edelstahlflaschen, Haarseife, Rasierhobel. Es gibt viel zu entdecken, nur Plastik sucht man hier vergeblich.

Eddie’s ist der erste Unverpackt-Laden Mannheims. Eröffnet haben Eduard Justus und seine Frau Tatjana ihren Laden in der Seckenheimer Straße 21 in Schwetzingerstadt vor gut anderthalb Jahren. Zuvor hatten beide andere Jobs: Er arbeitete als Wirtschaftsingenieur, sie als Bekleidungstechnikerin. Dann entschieden sie, eine Pause vom Berufsleben zu nehmen, zu kündigen und auf Reisen zu gehen. Bald war klar: In ihre alten Berufe wollten sie nicht zurück.

Eigene Konsumgewohnheiten hinterfragen

Sie überlegten. Tatjana Justus hatte ihrem Mann von den Unverpackt-Läden erzählt, die sich seit 2014 in Deutschland mehren. Ihm gefiel die Idee. Würde das zu ihnen passen? Würde es! Zumal sie bereits angefangen hatten, ihre eigenen Konsumgewohnheiten zu hinterfragen. Sie hatten das Bad ausgemistet, die Küche, die Reinigungsmittel – und durch plastikfreie Alternativen ersetzt. Warum dies nicht auch anderen schmackhaft machen?

Bewusst gegen den Verpackungswahnsinn: Eduard Justus vor seinem Unverpackt-Laden

Sie recherchierten, schrieben einen Businessplan, beantragten ein Förderdarlehen. Im Bekanntenkreis gab es anfangs auch Skeptiker. Doch sie bekamen das Darlehen
und das Ladenlokal war schnell gefunden. Außerdem war es gut, dass sie mit Inhabern anderer Unverpackt-Läden gesprochen hatten: Holt das Lebensmittelamt früh ins Boot, rieten diese. Das machten die beiden.

Nach einem Dreivierteljahr der Planung konnten sie eröffnen. „Wir sind sehr zufrieden, wie wir angenommen werden“, sagt Eduard Justus. Hilfreich sei auch, dass das Thema Müllvermeidung in den Medien gerade so präsent ist. Aber er hat auch einen Wunsch: „Wir sind eine Nische“, sagt er. „Ich wünsche mir, dass Politik
und Gesellschaft verpackungsfreie Konzepte in Zukunft so fördern, dass sie auch großflächig angenommen werden.“

Auch in vielen anderen großen und kleineren Städten in Deutschland gibt es mittlerweile Unverpackt-Läden. Es ist eine richtige Bewegung geworden, die 2014 von Milena Glimbovski und ihrem ersten Laden in Berlin, Original Unverpackt, losgetreten wurde.

Mitmachen:

Ja, es kostet ein wenig Zeit. Und ein bisschen Umstellung, nicht mehr mal eben schnell nach den verpakcten Waren zu greifen. Aber es lohnt isch und macht glücklich. Gemüse und Obst unverpackt einkaufen – das geht auch im Supermarkt, auf Märkten sowieso. Am besten eigene Stoffbeutel mitbringen – auch zum Bäcker. Statt Fertigprodukten lieber selber kochen – auch das vermeidet Müll. Hausmittel wie Natron wirken Wunder: Einfach mal einlesen in die Materie der Müllvermeidung – und ausprobieren!

Headerbild: © Tom Brunberg/unsplash