Nicht viele haben die Chance, ihre Stimme zu nutzen, um auf wichtige gesellschaftliche Themen aufmerksam zu machen. Jules gehört zu diesen wenigen: Mit großer Leidenschaft tritt sie für ihre Ideen ein und macht sich für die Umwelt stark. listentojules heißt das Musikprojekt der Sängerin, Gitarristin und Songschreiberin. Sie will Veränderung schaffen und ruft mit dem Hashtag #PlantATreeSong zur Unterstützung des Eco Project Wane auf.Das Ziel sind Spenden, um in Indonesien Primärwald zu schützen und gerodete Flächen wieder aufzuforsten.

Mit dem Song Kaleidoscope ruft ihr den Klimanotstand aus und pflanzt mit dem Tree Song sowie dem Projekt #plantatreesong Bäume. Wie kam es dazu?

Nun, Bäume, ihre wogenden Baumkronen und tanzenden Blätter im Wind sind einfach faszinierend und erstaunlich. Also tauchen sie immer wieder in meinen Texten auf. Die Wälder brennen und es bricht mir das Herz zu sehen, was wir Menschen der Natur antun. Die Frustration über die Abholzung hat mich dazu gebracht, den Tree Song sowie meine neueste Single Kaleidoscope zu schreiben. Ich habe einen inneren Drang verspürt, etwas gegen die Situation zu tun.

Wenn wir etwas gegen die Klimakrise tun wollen, können wir uns nicht einfach zurücklehnen und nur Bäume pflanzen. Obwohl ich mich schon seit Jahren mit grünem Banking, veganem Essen, weniger Plastikverbrauch, grüner Energie und solchen Dingen beschäftige, habe ich noch einen weiten Weg vor mir, um klimaneutral zu sein. Heute nutze ich als Musikerin meine  Stimme, um auf den Klimanotstand aufmerksam zu machen und das Bewusstsein dafür zu schärfen. Ich wurde Teil von Music Declares Emergency und mit der Veröffentlichung des Tree Song habe ich das Projekt #PLANTATREESONG gestartet, bei dem wir zu Spenden aufrufen, um zusammen mit der Organisation Eco Project Wane Bäume zu pflanzen, um den Klimawandel zu bekämpfen und die Artenvielfalt zu unterstützen.

Was macht das  EcoProjectWane und wie seid ihr zusammengekommen?

Als Mensch tausche ich mich sehr gerne aus, höre mir an, woran andere arbeiten und spreche die Dinge mit meinem nahen Umfeld durch, bis ich einen erfolgversprechenden Ansatz gefunden habe. Ich war schon länger auf der Suche nach einer passenden Baumpflanz-Organisation, als ein befreundeter Musiker und Aktivist mir Eco Project Wane empfahl.

Viele Brainstormings und herzerwärmende Telefonate und Zoom-Sessions später starteten wir das Fundraising. HInter Eco Project Wane steht ein junges Team mit einem ganzheitlichen Ansatz zur Umsetzung von nachhaltiger Landwirtschaft, Wiederaufforstungs-und Naturschutzprogrammen sowie ökologischer Bildung innerhalb der lokalen Gemeinschaft in der Region Wane in Sumbawa, Indonesien.

Deine musikalische Reise hat schon früh begonnen – erzähle uns davon.

Ich hatte schon früh das Gefühl, dass ich viel besser kommunizieren kann, wenn ich Musik als meine Sprache nutze, um mich auszudrücken. Also nahm ich als Kind meine Gitarre überall mit hin. Als ich als Teenager in den USA lebte, fing ich an, Songs zu schreiben und merkte: dabei fühle ich mich zu Hause. Egal wo ich war, das Schreiben von Songs war mein sicherer Ort und gab mir Seelenfrieden.

Die Musik als meinen Weg zu wählen, war eine großartige Erfahrung, aber natürlich auch manchmal anstrengend. Es ist sowohl ein Segen als auch ein Fluch, ein Vollzeitmusiker zu sein. Aber solche Achterbahnfahrten entpuppen sich am Ende als Kunstwerke.  

Dieses letzte Jahr war besonders hart für uns als Musiker, aber auch für die gesamte Musikindustrie. Wir sind alle gespannt, wie es weitergehen wird.

Wie reagieren eure Fans auf euer Engagement?

Die meisten von ihnen sind positiv, ermutigend und interessiert. Ich beobachte aber auch, dass gerade bei Themen wie Nachhaltigkeit die Leute eher kritisch sind, weil man es nicht in jeder Hinsicht perfekt machen kann. Interessanterweise hatte ich das Gefühl, dass die Leute sogar kritischer sind als in anderen Bereichen.

Wie willst du dich auch in Zukunft mit deiner Musik für Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen?

Im Moment bin ich dabei, meine kommende EP per Crowdfunding zu finanzieren. Statt einer Vinyl oder CD werden wir ein klimaneutrales Posterzine in der Umweltdruckerei drucken lassen – dann gehen 5€ von jeder verkauften EP (Posterzine) direkt in die Wiederaufforstung. Für den Moment bin ich glücklich, Teil von Music Declares Emergency zu sein und bin gespannt, welche weiteren Projekte entstehen werden.

Mal ehrlich: Kann Musik wirklich die Welt verändern?

Ja, da bin ich mir sicher. Musik ist überall und beeinflusst unser Unterbewusstsein, unsere Glückshormone, unsere Stimmung. Musik kann sich verbreiten, Menschen erreichen und dadurch Bewusstsein schaffen.

Frau mit langen braunen Haaren und schwarzem Kleid sitzt auf Sofa und spielt Gitarre
Julia Nagele alias listentojules hatte schon als Mädchen ihre Gitarre stets dabei

Deine Heimatstadt Mannheim ist Vorreiter bei den Nachhaltigkeitszielen (SDGs), zählt zu einer der nachhaltigsten deutschen Städte. Hatte dieses Umfeld Einfluss auf dich?

Mannheim passt sicher gut zu mir, aber die Art und Weise, wie ich über den ökologischen Teil der Nachhaltigkeit denke und fühle, ist vor allem davon beeinflusst, wie ich aufgewachsen bin – mein Vater ist Biologe – und von den Menschen, mit denen ich umgeben bin. Ich denke, Deutschland hat noch einen langen Weg vor sich.

listentojules wurde u.a. ausgezeichnet mit dem Giesinger Kulturpreis oder dem LionsClub-Stipendium.Wie wichtig ist die Auseinandersetzung mit  Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen für junge Künstler?

Künstler haben ein Publikum und die Möglichkeit, Bewusstsein zu schaffen und auch Druck auf die Politik auszuüben, damit diese sofort reagiert, um alles Leben auf der Erde zu schützen. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, seine Stimme zu BENUTZEN, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Für all jene, die diese Möglichkeit nicht haben.

Auch wenn unsere Arbeit nicht den größten ökologischen Fußabdruck hat, so müssen wir doch die Auswirkungen unserer Industriepraktiken auf die Umwelt anerkennen und uns verpflichten, dringend Maßnahmen zu ergreifen.

Als Musikerin machst du dich aber auch für andere Themen stark.

Stimmt, ich bin auch Teil von Music Women Germany und Vorstandsmitglied von musicBWwomen. Wir sind ein Zusammenschluss von Menschen aus Baden-Württemberg, die sich für Chancengleichheit, Barrierefreiheit und die Sichtbarkeit von Vielfalt in der Musikbranche einsetzen. Das Thema ist also sehr präsent und hat mein Team und damit auch meine Musik schon nachhaltig beeinflusst.

Was ist deine Message für unsere Leserinnen und Leser?

  • Lasst eure Lieblings- und lokalen Künstlerinnen und Künstler wissen, dass ihr Kunst wirklich braucht! Unterstützt sie durch die Verbreitung ihrer Kunst oder durch Crowdfundings.
  • Bäume pflanzen und/oder an www.listentojules.de/plantatreesong spenden.
  • Einen vegatarischen oder veganen Lebensstil wenigstens mal ausprobieren und das am besten bald. Einfach mal einen  Tag pro Woche zu beginnen ist  ein großer Schritt in die richtige Richtung.
  • Einfache und schnell umsetzbare Hacks: Konto bei einer Nachhaltigkeitsbank eröffenen (hier geht's zum Beitrag Faire Geldanlage), zu grünem Strom wechseln (mehr zum Thema Saubere Energie), die Suchmaschine Ecosia nutzen, die für jede Suchanfrage einen Baum pflanzt.
"Wir brauchen icht wenige, die perfekt nachhaltig leben, sondern ganz viele, die  einfach mitmachen und anfangen, Nachhaltigkeit umzusetzen. Es geht dabei nicht um Perfektion. Ich möchte jeden ermutigen, die eigene Komfortzone ein wenig zu verlassen, Schritt für Schritt, und sich in Richtung Nachhaltigkeit zu bewegen, solange wir das Privileg und die Ressourcen dazu haben." listentojoules


Danke, Jules, für dieses inspirierende Gespräch und für deine Musik, die wir sehr  mögen.

Mehr von listentojules gibt es hier und natürlich auf youtube.

Fotos: © Listentojules, Headerfoto: Dumitrita-Gore