Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, initiierten wir eine „Conscious & Responsible Leadership Journey“ – und durchliefen, zusammen mit einer Gruppe Gleichgesinnter, Otto Scharmers „Theory U“-Prozess.

Obwohl die Welt Anfang 2020 noch nicht in der großen Corona-Umwandlung war, spürten wir schon lange, dass es an der Zeit war, ein neues Bewusstsein für Führung in die Welt zu bringen. Wir wollen aktiv dazu beitragen, dass mehr verantwortungsbewusste Changemaker in Spitzenpositionen Wirtschaft und Verwaltung radikal neu gestalten - statt durch ihre Arbeit nur Karrieren und Zahlen zu fördern. Und wir wollen diese große Intention natürlich möglichst effektiv umsetzen.

Zeit für das „SDG 0“: Bewusstheit

Wir sind überzeugt – es ist genau diese Qualität von Bewusstheit, die wir als „Leader“ im 21. Jahrhundert brauchen, um selbstorganisiert und anderen Orientierung gebend zusammenarbeiten zu können. Um eine Kultur des „Wir“ zu gestalten, in der sich der einzelne gesehen fühlt und eine Gruppe zusammen Innovation entstehen lässt – „Stronger together“.

Seit Jahren waren wir beide tief in diese Bewusstheitsarbeit eingestiegen – denn sie ist für uns Grundvoraussetzung für persönliche und systemische Transformation, sowie zum Erreichen der 17 Nachhaltigkeitsziele. Und wir waren auch schon ein wenig mit der „Theory U“ vertraut. Daher lag es für uns nahe, diese Methode zur Beantwortung unserer Frage anzuwenden: Um Kontexte von Führung in den zahlreichen verschiedenen Systemen greifbarer darstellen zu können, und um die Komplexität unseres Anliegens herunter zu brechen. Und um letztlich Ideen für Projekt-Prototypen zu generieren.

Eine Reise in die Tiefen des „U“

Wir entwarfen mit Materialien des Presencing Institutes von Otto Scharmer eine mehrstufige Journey – und für die Realisierung der einzelnen Workshops brauchten wir ein größeres Team. Nach sorgfältiger Vorauswahl hatten wir dieses recht schnell mithilfe unserer Netzwerke rekrutiert: Menschen mit Hintergrund aus der Wirtschaft, aus der Beratung, aus der Wissenschaft, sowie aus Internationalen Organisationen und der Politik.

Jedoch hätten wir kaum für möglich gehalten, mit welchem Enthusiasmus uns diese Gruppe über ca. 5 Monate begleiten würde – und darüber hinaus zusammengewachsen ist. Und das, obwohl unsere gemeinsame Reise durch den U-Prozess genau in die Zeit des Frühjahrs-Lockdowns fiel, sodass wir kurzerhand viele Elemente, die als „Offline“-Methoden konzipiert waren, als Zoom-Call durchführten.

Schritt für Schritt führten wir die Gruppe und uns selbst durch die verschiedenen Phasen der Theory U:

Die Schwelle überschreiten und in die Zukunft gehen – die Theory U

Das bedeutete ganz konkret, unser Zuhören neu auszurichten. Relevante Systeme und Akteure im Jetzt zu betrachten und zu erkunden, ohne sie zu beurteilen. Unsere Sinne zu schärfen und nicht nur mit dem Verstand zu verstehen. Alte Denkmuster loszulassen. Nach innen zu gehen, und zu erspüren, was die bestmögliche Zukunft (von uns) braucht. Handlungsoptionen zu generieren, und aus diesen die passendsten und aussichtsvollsten auszuwählen. Und in kleineren Teams dann einfache, erste Schritte zur Umsetzung der Prototypen zu machen.

„Es geht nicht so sehr darum, das Bestehende zu verändern, sondern den Fokus auf neue Bereiche zu lenken.“ – Teilnehmerin
Eine der wenigen Präsenzveranstaltungen in Zeiten von Corona

Die Zukunft, die entstehen will

Die gemeinsame Reise mit der Theory U war für uns ein Wendepunkt. Dadurch entstand eine Verbundenheit mit uns selbst, innerhalb der Gruppe, mit der Zukunft, mit den oft vernachlässigten Quellen höheren Wissens, sowie nach außen zu allen anderen Teilen des Systems, in dem wir uns bewegen. Und dies hat unser Verständnis und unsere Handlungsfelder enorm erweitert. Sie hat auch unsere Intention konkretisiert und unsere Motivation beflügelt. Sich verbinden in alle Richtungen war der Schlüssel.

„Beobachte vor allem mit funkelnden Augen die ganze Welt um Dich herum, denn die größten Geheimnisse sind immer an den unwahrscheinlichsten Orten verborgen.“ — Roald Dahl

Im Nachhinein betrachtet war die gemeinsame Durchführung der einzelnen Workshop-Elemente, insbesondere inmitten der ersten Corona-Lockdown-Periode, auch für uns ein Eintauchen in das, was Führung im 21. Jahrhundert sonst noch ausmacht: Flexible Gestaltung, auch mit neuen Technologien, über den Tellerrand hinausdenken und Chancenintelligenz abrufen, Feedback geben und annehmen können, Kollaboration und Co-Kreation auf Augenhöhe mit allen Beteiligten, situative Führung und wirksames Einsetzen der in der Gruppe vorhandenen Expertise und Weisheit, Vertrauen, Unsicherheit aushalten, und mit Mut und Zuversicht Unwägbares wagen.

Gemeinsam Neues erschaffen

Wir erzählen Euch von diesen Erfahrungen mit der spannenden und tiefgehenden Methode der Theory U, um euch einzuladen, sie auszuprobieren und damit eigene komplexe Probleme zu lösen, Veränderungen anzustoßen und eure Zukunft aktiv zu gestalten. Dies könnt ihr sowohl als Individuen für euch alleine tun, als auch in eurem größeren Kontext.

Die Reise durch das „U“ lohnt sich auf jeden Fall! Bei uns sind zwei großartige, vorher so nicht absehbare Prototypen (Versuchsmodelle) entstanden, deren Umsetzung nun aus der Energie der Gruppe heraus vorangebracht wird. Beide haben mit dem Thema „Verbindung“ zu tun: Es geht um die Verbindung miteinander bzw. die Verbindung mit der Natur.

Wir sind schon sehr gespannt auf das, was da entstehen wird. Es ist, als hätten wir nun zwei kleine Schneebälle ins Rollen gebracht, mit denen wir gemeinsam weiterwachsen.

© Cynthia Magana/Unsplash
„Es war eine aufschlussreiche Reise, die bestätigt hat, was wir schon erahnten. Danke, dass Ihr diese Gruppe zusammengebracht habt, um die Theory U zu erleben und besser kennenzulernen – ich freue mich auf mehr!“ Teilnehmerin

Selbst erleben

Das Presencing Institute bietet im jährlichen Zyklus die Möglichkeit, die Theory U als e-learning MOOC zuerst für sich allein und danach als größeres Team zu durchwandern: u.lab 1x und u.lab 2x

Irina und Julia bieten außerdem zwei kostenlose, einstündige Zoom-Meetings an, um ihre Erfahrungen mit der Methode Theory U detaillierter mit Interessierten zu teilen und Fragen zu beantworten. Auf Deutsch am: 20.11.20 um 12:30 Uhr. Zur Anmeldung geht es hier. Auf Englisch am: 27.11.20 um 13 Uhr (jeweils Zeitzone Mitteleuropa). Zur Anmeldung geht es hier

Über Julia und Irina

Julia bietet Coaching und Organisationsentwicklung mit dem Center for Greater Good Leadership an. Mehr sowie den Mailkontakt von Julia gibt es hier: www.greatergood-leadership.com

Irina begleitet Euch auf Eurer persönlichen Conscious Leadership & Purpose Journey – virtuell und zusammen mit anderen. Mehr sowie den Mailkontakt zu Irina gibt es hier: www.irinanaithani.com

Gemeinsam unterstützen Julia und Irina Teams in ihrem Prozess.

Wir danken Julia und Irina für diesen Gastbeitrag!

Und möchten in diesem Zusammenhang auf das spannende Interview mit Vanessa Cox zum Thema Purpose hinweisen, in dem sie erklärt, warum Führungskräfte heute einen Unternehmenszweck bzw. -sinn dringender denn je benötigen.