Das Arbeiten am Laptop mit einer schnellen Internetverbindung ist ein Privileg, dessen wir uns viel zu wenig bewusst sind. Für Koloba Keita war das lange Zeit ein ferner Traum: ständige Stromausfälle und fehlende Stromversorgung hatten seine Pläne, ein Internetcafé für Schulkinder in Mali zu eröffnen, immer wieder durchkreuzt.
Das änderte sich 2019, als Africa Greentec das Konzept eines Solartainers vorstellte, einer mobilen Solarenergie-Anlage, die Kolobas Dorf seitdem zuverlässig mit sauberer Energie versorgt. Der 37-jährige Koloba konnte in die Anschaffung mehrerer Computer investieren und hilft nun Schulkindern, sich digital zu bilden. Ein eigenes kleines Geschäft aufbauen – Energie macht es möglich. Und so geht es vielen anderen Menschen in Mali und Niger, seit das deutsche Sozialunternehmen Africa Greentec mit innovativen ImpactSites Dörfer in den beiden Ländern elektrifiziert.
ImpactSites – Stromerzeugung, Kühlung und mehr
ImpactSites bieten ein ganzheitliches System zur nachhaltigen Stromerzeugung, das auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der ländlichen Gemeinden ausgerichtet ist. Die verschiedenen Komponenten der ImpactSites sorgen für Stromerzeugung, Kühlung, Wasseraufbereitung und Kommunikation.
Der Solartainer als zentraler Teil einer jeden ImpactSite bildet das Herzstück des Systems und dient mit seinen Solarkollektoren der sauberen Energiegewinnung. So kann nach und nach in den Dörfern auf dieselbasierte Elektrifizierungssysteme verzichtet und deren schädliche Auswirkungen auf die Umwelt reduziert werden.
Und das geht so: Ein mobiler Container aus Stahl kann innerhalb von zwei Tagen aufgebaut werden und ist erweiterbar. Entwickelt, um rauen klimatischen Bedingungen zu trotzen, können diese Container optional mit Zusatzeinrichtungen ausgestattet werden, wie etwa einem Wasserreinigungssystem, das den Zugang und die Verfügbarkeit von sauberem Wasser (Ziel 6) sicherstellt, oder Satelliten- und Wi-Fi-Hotspots, die den Dorfbewohnern den Zugang zum Internet ermöglichen.
Die Innovationskraft hört jedoch nicht beim Konzept oder Design auf, denn als lokaler Energielieferant sorgt Africa GreenTec dafür, dass Betrieb und Wartung der Solartainer von lokalem Personal übernommen werden. Das schafft Arbeitsplätze und ist ein Beitrag zur lokalen Wirtschaft. Es trägt zur allgemeinen Entwicklung der dörflichen Infrastruktur durch zuverlässige Energieversorgungsstandorte bei. Dies fördert Innovation und Industrie im Sinne von Ziel 9.
Basierend auf Vereinbarungen zwischen afrikanischen Landesregierungen und Africa GreenTec werden die ImpactSites nach einem Betreibermodell installiert, Strom, Kältespeicher, Wasseraufbereitung und andere Dienstleistungen an die Kunden in diesen ImpactSites verkauft. Die Kosten liegen in vielen Fällen unter dem, was die lokalen Gemeinden in der Vergangenheit bezahlt haben.
Die Finanzierung besteht aus mehreren Bausteinen, über die sich Investoren – auf Projektbasis oder als Eigenkapitalgeber – an der Africa GreenTec AG beteiligen können. Das Geschäftsmodell berücksichtigt auch Wartungskosten, die durch die Einnahmen aus dem Verkauf von Strom und anderen Dienstleistungen gedeckt werden.
Dörfer und Städte in Niger und Mali elektrifiziert
Mittlerweile haben 25.000 Menschen einen direkten Zugang zu Strom, mehr als 100.000 Menschen profitieren davon. Nun geht das Unternehmen einen Schritt weiter und wird in der Stadt Sarh einen Photovoltaikpark errichten. In einem kürzlich unterzeichneten Rahmenvertrag zwischen dem nationalen Stromversorger des Tschad, SNE, und Africa GreenTec hat das Unternehmen die Aufgabe übernommen, in mehreren Städten des Tschad eine Ära der Energiewende weg von Dieselgeneratoren und hin zu sauberen Energiesystemen einzuleiten.
Einen großen Teil dieser Transformation werden die ImpactSites bewirken. Als Pilotprojekt werden ImpactSites in drei Dörfern der Tschadsee-Region eingerichtet und komplett mit Solarenergie betrieben. Und wie überall gilt auch hier: alles muss effizient, langlebig, erschwinglich und nachhaltig sein.
Pioniere für erneuerbare Energien in Afrika
Die Gründer von Africa GreenTec, Aida und Torsten Schreiber, eint das gemeinsame Ziel, die über drei Millionen Menschen in Afrika, die noch immer ohne Strom leben, mit eben jenem zu versorgen und so zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen vor Ort beizutragen.
Corona hat natürlich auch die Schreibers viel Kraft gekostet und 2020 war für sie kein einfaches Jahr. Mit einer gehörigen Portion Mut und Entschlossenheit haben sie im Mai 2020 jedoch eine Crowdinvesting-Kampagne initiiert, die zur größten Selbstfinanzierungsrunde wurde und bis heute mehr als 1470 Investoren anlockte.
Nachhaltige Gemeinschaften entstehen
Africa GreenTec hat bereits 419 Kleinunternehmen geholfen, ihre Produktivität zu steigern. Dies wirkt sich positiv auf den lokalen Wohlstand aus und hilft so bei der Schaffung nachhaltiger Gemeinschaften – ein wertvoller Beitrag zu Ziel 11.
Mit 100-prozentig erneuerbarer, grüner Energie für afrikanische Nationen trägt das Unternehmen zum Klimaschutz (Ziel 13) sowie direkt oder indirekt zu elf Nachhaltigkeitszielen bei.
Es gibt noch viel zu tun bei der Elektrifizierung von Subsahara-Afrika und der Bereitstellung von robusten Energielösungen – der Anfang ist gemacht!
Headerbild: Africa GreenTec